drei Sterne für den Koch

September 1, 2008

bekanntlich isst das Auge mit und ohne Nase schmeckt man nichts. Weißheiten aus einer Küche, die noch ohne Eisfach und Microwelle auskommt und sich mehr um ein Verwöhnen, denn Ernähren der hungrigen Schar am Tisch kümmert. Mit Genuss essen ist in einer Zeit, wo schon der Kaffee für den eiligen Wechsel von einer UBahn zur anderen in Pflegstufe II Tassen gereicht und Fastfood um den Fastdrink ergänzt wird, fast ausgestorben. 30 Minuten Mittagspause mit anschließendem Kernzeitverstoß motivieren sowohl Kantinenköche als auch Kantinenesser zu immer zeitsparenderen Variationen, die Pampe auf den Teller und von dort in den Mund zu schaufeln. Fliegender Wechsel und geräuschvoll aufs Fließband geschmetterte Plastiktabletts ergänzen den Esskomfort und verleihen den kulinarischen Betriebsstätten deren unverwechselbares Flair. Dass es freitags im ganzen Haus nach Fisch und in der Fastenzeit nach Kohl stinkt, ist dabei kaum noch erwähnenswert. Doch es geht auch anders, so man denn will und noch Zeit für ein ausgewähltes 7 Gänge Menü zzgl. frühzeitig dekantierter Weine hat. Ein Meister seines Fachs verspricht der heutige Gourmetsblogger zu sein, zumindest im Ablichten seiner kulinarischen Köstlichkeiten, deren Fotografien bereits den Pawlowschen Reflex beim kantinenentwöhnten Betrachter wecken. Ein Schelm, der sich angesichts der beruflichen Vorbildung des virtuellen Küchenchefs als pensioniertem Chemiker Arges denkt. Doch ein Vermischen, Mahlen, Mörsern und Ergänzen um zahlreiche Ingredienzien ist der Küche ebenso vertraut wie dem Chemielabor. Bedenkt man die Ester-Produktion passen diese beiden Wissenschaften auch geruchlich zueinander. So wird mancher beim Betrachten der wohl angerichteten Speisen auf der heutigen Blogmenükarte die Qual der Wahl haben und von www.frag-mutti.de gern zu Lamiacucina wechseln. Wer nach dem Essen noch auf einen Espresso und ein paar Geschichten bleiben möchte, findet leicht bekömmliche Reisebrichte zu den Töpfen der Welt und weiß sich auch im Ausland am Buffet zu benehmen. Das zahlt sich dann ebenso an der Kantinen-Salatbar aus, solange noch immer nach Gefäß und nicht nach Stapelhöhe abgerechnet wird. Dass zusätzlich langsames Essen das Leben verlängert, ist eine weitere Weißheit, die Zeit schafft, die Rezepte des nachfolgenden Links auszuprobieren.

 

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